„So kann man das Alter schon mal mit

ironischem Blick spielen“


„Rentnercops“ – eine intelligente, humorvolle, neue Krimiserie aus der Feder der ‚Stromberg’- und

‚Mord-mit-Aussicht’-Macher.


Schmücke und Schneider – sie waren das Polizeiruf-Ermittlerteam aus Sachsen-Anhalt. Zusammen mit seinem Freund und Kollegen Jaecki Schwarz ermittelte der schnauzbärtige Wolfgang Winkler in 50 Folgen, bevor er nach 17 TV-Jahren ungewollt in Rente geschickt wurde. Zu alt, zu unglaubwürdig als Kommissar. Eine harte Abfuhr für den heute 71-Jährigen. Allerdings auch

Doch dann kam ein super Drehbuch, eine tolle Idee und das wohl erste Casting für den Schauspielprofi, in das er höchst nervös ging. „Schon interessant, wer da beim Casting alles aus den Ecken gekrochen kam. Alte Kollegen, von denen man schon dachte – ‚Mensch, der lebt noch’?”, kommentiert Tilo Prückner humorvoll die Situation, als auch er zum Casting anreiste. Prückner, 74, spielt und spielte in zig Tatort-Folgen, Krimis und diversen Serien. Aber ein so gutes Drehbuch wie das der Rentercops habe er selten gelesen, meint der Profi.

Um es kurz zu machen: Beide bekamen die Hauptrollen als „Rentnercops“ und beide brillieren darin mit viel Witz und Charme. „Das Schöne daran ist, dass man so schon mal das Alter mit ironischem Blick spielen kann. Das macht es später leichter, wenn es wirklich mit der Demenz los geht“, so Prückner augenzwinkernd.

Zum Inhalt: Edwin (Tilo Prückner), der nach der Rente eigentlich mit seiner Frau eine Weltreise machen wollte, lebt nach deren plötzlichen Tod tieftraurig, vereinsamt und beinahe verwahrlost in seiner viel zu großen Wohnung.

Aber auch für den ehemaligen Kommissar Günter (Wolfgang Winkler) verläuft der ersehnte Ruhestand anders als erträumt. Denn seine Tochter und deren privatinsolventer Mann Hanno plus deren zwei Kinder Lotta und Joshua ziehen zu ihm und seiner Frau zurück. Was viel mehr Trubel mit sich bringt, als er möchte.

Beiden Rentner kommt es also mehr als Recht, als sie von Dezernatsleiterin Vicky Adam (Katja Danowski) aufgrund akuten Personalmangels gefragt werden, ob sie zur Aufklärung ihres alten Falles und aufgrund einer neuen Leiche nochmals den Dienst als Polizisten aufnehmen wollen.


Alles eine alberne, unrealistische Idee? Mitnichten. „Die Thematik der Serie hat auch nichts damit zu tun, dass wir jetzt bei der ARD resignieren und geriartrisches Programm für eine immer ältere Zuschauerschaft machen“, sagt Produzent Oliver Vogel von der Bavaria Fernsehproduktion lächelnd zu ersten, bissigen Kommentaren, bevor die Serie überhaupt lief.

„Auf die Idee zu den Rentercops bin ich beim Zeitunglesen gekommen. In Kalifornien wurden zum Beispiel Polizisten aus der Rente zurückberufen, um bei Straßensperren zu helfen. Auch in Deutschland hat die Polizei aus Personalmangel schon Rentnercops eingesetzt – zum Beispiel nach dem Amoklauf in Winnenden“, erzählt Oliver Vogel. „Die Polizei in Deutschland hat ein gewaltiges Nachwuchsproblem, weil immer weniger junge Leute Lust haben, sich für wenig Geld die Fresse polieren zu lassen“, fasst Produzent Vogel salopp zusammen. Und Aaron Le stimmt ihm zu. Er muss es wissen. Denn der Nachwuchsschauspieler, der in der Serie den jungen Kommissaranwärter  Hui Ko spielt, arbeitet hauptberuflich bei der Berliner Polizei und kennt die Notlage. „Insofern sind die Rentnercops geradezu eine Science-Fiction-Krimi-Serie“, meint Vogel lächelnd.

Polizisten aus der Rente zurück in den Job – wäre das also ein Zukunftsmodell? „Jein“, meint Aaron Le. „Er schätzt zwar die alten Hasen im Job, weil sie abgebrühter sind und die jungen, ungestümen Kollegen zügeln können. Aber die Wechselschichten bei der Polizei sind extrem anstrengend. Ich würde das mit über 60 nicht mehr schaffen. Die Schauspielerei kann ich mir allerdings noch mit 100 vorstellen“, meint der 32-jährige Deutsch-Vietnamese.


Schauspielern mit über 70 Jahren – scheint auch kein Problem zu sein. Das wird durch die zwei Hauptdarsteller Winkler und Prückner (der eine im modernen Karohemd und Jeans, der andere in cooler, derber Lederhose) schnell klar. Beide sprühen vor Energie, heiterer Frische und Selbstironie.

Das bestätigt auch Schauspielkollegin Katja Danowski. „Trotz der wirklich anstrengenden Dreharbeiten, in denen wir in kürzester Zeit mehrere Folgen parallel drehen mussten, waren die zwei immer fit und gut gelaunt am Set und haben nie gejammert. Die kamen mir überhaupt nie alt vor“, sagt die Hamburgerin bewundernd. „Es gab allerdings Momente während des Drehs, in denen mir selbst melancholisch bewusst wurde, dass auch bei mir der Großteil meines beruflichen Schaffens hinter mir liegt“, sagt die 40-jährige Danowski, die Mutter einer 10-jährigen Tochter ist.


Und genau dieser nachdenkliche Blick auf die letzte Phase des Lebens war Peter Güde wichtig, der zusammen mit Oliver Vogel die neue Serie Rentnercops produziert hat und darüber hinaus auch die Drehbücher für zwei der 8 Serienteile schrieb. Peter Güde, der u.a. mit den TV-Serien „Stromberg“ und „Mord mit Aussicht“ Erfolge feierte, geht es natürlich auch um Humor und Krimispannung, aber zudem um den Gedanken der verbleibenden Lebenszeit der Hauptfiguren. Daher die herbstliche Farbanmutung der Serie und die getragene Saxophon-Untermalung.


Winkler und Prückner sieht man eine Melancholie des Alters beim Pressetermin allerdings nicht im Geringsten an. Die Zwei sprühen vor Begeisterung für die neue Serie und ihre zwei Figuren. Zumal sie viel mit ihnen selber zu tun haben. „Wir haben wirklich kene Ahnung vom Internet. Und wenn man mir eine Email schicken will, sollte man mich besser vorher anrufen“, sagt Prückner grinsend. „Stimmt“, meint Produzent Vogel und lacht: „Oder noch besser schickt man eine Brieftaube.“

Das will Wolfgang Winkler allerdings nicht auf sich sitzen lassen: „Ein bisschen kann ich schon mit dem Handy und Internet umgehen.“

„Stimmt – er hat ja auch Enkelkinder, die es ihm zeigen“, kommentiert Prückner. Tatsächlich lebt Wolfgang Winkler im Echtleben wie seine TV-Figur Günter in einer 3-Generationen-WG. Nur, dass er die Situation schön findet, während Rentnercop Günter vor dem Tumult lieber zurück in den Polizeijob flieht. Mal sehen, was er zusammen mit Edwin alles erlebt …   

                                                                           Gitta Schröder


Rentnercops – neue Dienstags-Vorabendserie, ab 31. März um 18.50 Uhr auf dem Ersten. Zunächst mit 8 Folgen

Erschienen auf: www.caretrialog.de